Zum Abschluss eines für viele Menschen schwierigen, anstrengenden Jahres möchten wir noch einmal kurz mit euch zurück- und damit zugleich in die nähere Zukunft blicken.
Weite Teile des Jahres wurden bestimmt durch die Folgen der Covid-Pandemie und dem staatlichen Umgang damit. Zeigten sich noch im März zarte Blüten der Hoffnung auf eine vergleichweise solidarische Lösung der Krise, musste auch wir als radikale Linke bald erkennen, dass es uns sicherlich nicht an Ideen und Engagement, aber doch an Wirkmächtigkeit und tragfähigen Strukturen über uns eh schon wohlgesonnene Kreise hinaus fehlt. Denn als die durch das Virus freigelegten gesellschaftlichen Missstände immer deutlicher zu Tage traten, waren es leider nicht die zahlreich entstandenen Nachbarschaftshilfen oder Solinetzwerke, welche das politische Tagesgeschehen bestimmten, sondern die immer lauter kreischenden Stimmen der kruden Melange aus Hippies, Esos, Verschwörungsideolog*innen und Nazis.
Unter diesen Voraussetzungen fiel es den Herrschenden dann auch vergleichsweise leicht, in Rekordgeschwindigkeit mit staatlicher Kohle die großen wirtschaftlichen Player des Standorts Deutschland zu retten und im gleichem Atemzug die zuvor noch als systemrelevant gerühmten Arbeiter*innen in gesellschaftlich notwendigen Bereichen mit einem höhnischen Klatschen abzuspeisen.
Dass die autoritären Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung schließlich in erster Linie den freizeitlichen Bereich bis ins Kleinste verregelten, während viele von uns zugleich weiterhin in überfüllten Bahnen zum schlecht geschützten Arbeitsplatz fahren mussten, passt ins Bild: Nicht so sehr der Schutz des menschlichen Lebens an sich hat Priorität, sondern der Erhalt ihrer Arbeitskraft.
Dass ein “Lockdown” nicht ohne gesellschaftliche Folgen bleibt, mussten auch weiblich gelesene Personen erfahren, die durch die Einschränkungen einerseits häufiger wieder in die Rolle der Care- und Reproduktionsarbeit gedrängt werden und andererseits im privaten Umfeld vermehrt häuslicher und sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind.
Diese ausgewählten Erkenntnisse aus dem Jahr 2020 sind durchaus ernüchternd – aber dennoch kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Denn nicht umsonst sprechen wir ja gerne davon, dass die befreite Gesellschaft und das schöne Leben für alle erkämpft werden muss. Und niemand hat behauptet, dass dies leicht oder ohne Gegenwind zu haben wäre.
Umso schöner finden wir es, dass in den vergangenen Monaten auch unter widrigen Umständen linksradikale Perspektiven sichtbar gemacht werden konnten. Antifaschistische Interventionen gegen Corona-Leugner*innen, Faschos und ihren parlamentarischen Arm in Form der AfD gehören ebenso zu 2020, wie antirassistische Solidarität gegen rechten Terror, Polizeigewalt sowie staatliche Asylpolitik.
Das Zurückdrängen rechter Umtriebe und ihrer tödlichen Folgen wird auf gesellschaftlicher wie institutioneller Ebene fraglos auch 2021 eine unabdingbare Notwendigkeit bleiben. Desweiteren wird es vor allem auch darum gehen, die Frage “Wer bezahlt für die Folgen der Krise?” in den Fokus zu rücken und mit einem klaren “Nicht schon wieder wir!” zu beanworten. Dafür müssen nicht nur antikapitalistische Standpunkte geschärft, sondern ebenso soziale Kämpfe vorbereitet, unterstützt und verbreitet werden, wofür es auch dieses Jahr bereits verschiedene vielversprechende Ansatzpunkte gegeben hat.
Ihr merkt schon: So schnell werdet ihr uns nicht los und auch im nächsten Jahr werden wir wieder für ein solidarisches Miteinander emanzipatorischer Bewegungen als Gegenentwurf zu kapitalistischer Vereinzelung und völkischer Homogenisierung streiten, streiken und kämpfen.
Wir bedanken uns aus vollstem Herzen bei allen Genoss*innen und Friends von hier und anderswo, die uns in diesem Jahr begleitet, unterstützt und inspiriert haben. Wir sehen uns 2021!