Vortrag: “Zur Situation rumänischer Arbeitsmigrant:innen in Deutschland”

Corona, Spargel, Streik
Referent*in: Andrei Botorog

Donnerstag, 24. Februar 2022 | 19 Uhr Nexus Braunschweig (Frankfurter Str. 253b)

Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe “Alles muss man selber machen. Arbeitskampf und Selbstorganisierung”

Arbeitsmigration nach Deutschland hat im europäischen Kontext auf Grund der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit neue Formen und Ziele angenommen. Diese Art der Migration unterlag früher hohen staatlichen Regulierungen, so dass bspw. mittels bilateraler Anwerbeabkommen Arbeiter:innen für die deutsche Schwerindustrie gewinnen werden sollten. Die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für die osteuropäischen EU-Länder seit 2011 bewirkte, dass Arbeiter:innen nun weitaus mobiler sind – sowohl zwischen den Ländern wie auch innerhalb Deutschlands – und vor allem in den Bereichen Handwerk, Pflege, Lebensmittelindustrie und anderen Dienstleistungsbranchen tätig sind. Ein Teil dieser Migrant:innen stammt oft aus Rumänien.

Die Corona-Pandemie hat unteranderem zur Folge, dass sowohl in den Medien wie auch im politischen Diskurs neue Debatten über die Rolle rumänischer Saison- bzw. Werksarbeiter:innen geführt wurden. Im Fokus dieser Debatten standen häufig die katastrophalen Arbeitsbedingungen. Weit weniger Aufmerksamkeit hingegen, erhielten die Arbeitskämpfe und Widerstandspraktiken der Arbeiter:innen in verschiedensten Branchen

Auf Grund der Aktualität und der Veränderungen sollen zu Beginn des Vortrags, die sozio-ökonomische Situation sowohl in Rumänien als auch in Deutschland dargelegt werden, um die Gründe, Formen und Folgen der Arbeitsmigration nachzuvollziehen. Hierbei wird auf die Entstehungsgeschichte der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit als Projekt bestimmter Kapitalgruppen eingegangen. Daran anknüpfend werden die Besonderheiten der verschiedenen Branchen, in welchen mobile Arbeiter:innnen beschäftigt sind, erläutert.
Im Kontrast zu der angenommenen Machtlosigkeit, in den von Ausbeutung geprägten Arbeitsverhältnissen, werden aktuelle Beispiele von Widerstandspraktiken in der Landwirtschaft und der Baubranche nachgezeichnet. Anschließend kann über die Möglichkeiten zur Unterstützung von Arbeitskämpfen in Branchen bzw. Betrieben mit einem hohen Anteil an mobilen Beschäftigten diskutiert werden.

Der Referent ist muttersprachlicher Rumäne und in Deutschland aufgewachsen. Er studiert Politikwissenschaften und VWL an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main mit den Schwerpunkten Internationale Politische Ökonomie und europäische Arbeits- und Handelspolitik. Er war im Mai 2020 als Übersetzer beim Arbeitskampf rumänischer Erntehelfer:innen in Bonn-Bornheim tätig und arbeitet im DFG-Projekt „Rumänische Wanderarbeiter:innen in der deutschen Baubranche“ am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main.

 

Der Einlass erfolgt nach dem verschärften 2G+ Prinzip: Genesene und Geimpfte (auch Geboosterte) bringen bitte einen tagesaktuellen negativen Schnelltest mit und tragen während der Veranstaltung eine FFP2-Maske. Dankeschön!

Vortrag: “Arbeitskampf im Gesundheitswesen”

Referent*in: Bruno Gerkens

Donnerstag, 24. Februar 2022 | 19 Uhr Nexus Braunschweig (Frankfurter Str. 253b)

Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe “Alles muss man selber machen. Arbeitskampf und Selbstorganisierung”

Seit 20 Jahren unterliegt das Gesundheitssystem starken Veränderungen.
Durch eine fortschreitende Ökonomisierung folgen die Strukturen nun kapitalistischen Profitlogiken.
Diese Entwicklung führte vor allem zu einer zunehmenden Ausbeutung der Beschäftigten. Aus der fortschreitenden Privatisierung von Krankenhäusern folgen vielerorts Stellenabbau, Outsourcing von Küche, Reinigung, Logistik und damit einhergehenden Lohnsenkungen für die Beschäftigten dieser Bereiche. Zudem wurden und werden “nicht rentable” Einrichtungen geschlossen.

Vor allem atypische, flexibilisierte und prekäre Beschäftigungsverhältnisse, wie zum Beispiel Leiharbeitsverhältnisse, sollen nun die Lücken und den vielbesprochenen Pflegenotstand im System abdecken.

Der stetig steigende Druck auf Beschäftigte war bereits vor der Covid-19 Pandemie deutlich sichtbar und die Situation auf den Stationen sowie für Pflegeeinrichtungen hat sich in der fortdauernden Pandemie weiter verschärft. Wenig Gehör fanden die Bedürfnisse und Forderungen der Beschäftigten – das Beklatschen von Balkonen und lobende Worte führten wenn überhaupt zu symbolischer Anerkennung, nicht aber zu notwendigen Veränderungen der Arbeitsbedingungen.

Demgegenüber erzielen neue gewerkschaftliche Strategien in den letzten Jahren einige Organisierungserfolge und eine Möglichkeit der Gegenmacht. Mittlerweile gibt es in 15 Kliniken in Deutschland gewerkschaftlich erkämpfte Regelungen für Entlastung der Beschäftigten.

Doch wie ist die Ausgangslage dieser gewerkschaftlichen Organisierung?
Wie hat sich diese Lage mit dem Wandel des Gesundheitswesens über die Jahre verändert und was sind derzeitige Strategien der Organisierung?
Ein weiterer Fokus des Vortrages soll hierbei die Diskussion über die Frage “Wie kann die aktuelle Organisierung aus einer linksradikalen Perspektive solidarisch unterstützt werden?” sein.
Zusammen mit dem Referenten Bruno Gerkens – Gewerkschaftssekretär der ver.di – wollen wir genau diese Aspekte beleuchten, auf die Bedürfnisse der Beschäftigten eingehen und so gemeinsam eine solidarische Zukunftsperspektive diskutieren.

Hierzu würden wir uns sehr über die Anwesenheit und die aktive Teilnahme von Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen freuen!

Der Einlass erfolgt nach dem verschärften 2G+ Prinzip: Genesene und Geimpfte (auch Geboosterte) bringen bitte einen tagesaktuellen negativen Schnelltest mit und tragen während der Veranstaltung eine FFP2-Maske. Dankeschön!

Vortrag “Kämpfe um Reproduktion und Feministische Bewegungen in Zeiten der Pandemie”

Wie proben wir den Aufstand aus der Küche, wenn wir das Haus nicht verlassen dürfen? Kämpfe um Reproduktion und Feministische Bewegungen in Zeiten der Pandemie zwischen Selbstsorge, Streik und Aufstand.
Referent*in: Constanze Stutz

Donnerstag, 7. April 2022 | 19 Uhr Nexus Braunschweig (Frankfurter Str. 253b)

Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe “Alles muss man selber machen. Arbeitskampf und Selbstorganisierung”

“Wir werden nicht zur Normalität zurückkehren, denn die Normalität war das Problem…” proklamierte Das transnationale feministische Manifest zu Beginn der Pandemie. Anderthalb endlose Jahre später, scheint von der Hoffnung auf eine umfassende gesellschaftliche Krisensituation als Möglichkeitsfenster emanzipatorischer Politik kaum noch etwas übrig zu sein.

Welche Auswirkungen also hat die Covid-19 Pandemie auf transnationale feministische Bewegungen?
Neben einer Kartographierung der Verschiebungen der Organisationsformen, Forderungen und kollektiven Praxen feministischer Bewegungen, widmet sich Constanze Stutz entlang von vier Schlaglichtern zum Verhältnis von Feminismus und Revolution der Frage, wie und warum sich ein feministisches Revolutionsverständnis grundlegend von bekannten Vorstellungen einer gewaltvollen großen Umwälzung unterscheidet und vorgreifend, tastend schon im Hier und Jetzt das ganz Andere sucht (und gelegentlich auch findet).

Warum also Kämpfe um Reproduktion – soziale wie ökologische – und das Geschlechterverhältnis im Herzen der Revolution liegen, wie Bini Adamczak schreibt. Formen des Widerstands zwischen Streik und Aufstand, zwischen Selbstveränderung und Veränderung der Verhältnisse, zwischen Enteignung der
Körper und der Mittel zur Reproduktion rücken damit in den Mittelpunkt einer feministischen Auseinandersetzung um revolutionäres Begehren und die Frage, wie eine andere Gesellschaft herzustellen ist und einzurichten wäre.
Wie diese Frage sich auch in der vierten bis fünften Welle der Corona Pandemie kollektiv bearbeiten lässt, wird im Anschluss an den Vortrag gemeinsam diskutiert.

Der Einlass erfolgt nach dem verschärften 2G+ Prinzip: Genesene und Geimpfte (auch Geboosterte) machen bitte tagesaktuell einen Schnelltest und tragen während der Veranstaltung eine FFP2-Maske. Dankeschön!

Vortrag: “Studentischer Arbeitskampf”

Lernen von der TVStud-Bewegung in Hamburg
Referent*innen: Laura Six und Marvin Hopp

Donnerstag, 3. Februar 2022 | 19 Uhr Nexus Braunschweig (Frankfurter Str. 253b)

Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe “Alles muss man selber machen. Arbeitskampf und Selbstorganisierung”

Knapp ein Drittel aller erwerbstätigen Studierenden arbeiten als studentische oder wissenschaftliche Hilfskräfte an Lehrstühlen und Forschungseinrichtungen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Arbeit – ohne sie wäre der Forschungsalltag nicht zu bewältigen. Der Staat und die Hochschulen sind damit der größte Arbeitgeber von Studierenden in Deutschland, die sich ihr Studium ohne eine Nebentätigkeit oftmals nicht leisten könnten.

Doch die Arbeitsbedingungen sind prekär: unbezahlte Überstunden, Kettenbefristungen, geringe Urlaubsansprüche (sofern sie zur Geltung kommen), eine Bezahlung, die nicht zum Leben reicht.

Die bundesweite TVStud-Bewegung politisiert die (akademische) Prekarität und setzt sich für ein Ende dieser Gegebenheiten ein. Gemeinsam mit solidarischen Kommiliton*innen, unterstützt durch Kolleg*innen, Dozent*innen aus dem Wissenschaftlichen Mittelbau und durch solidarische Professor*innen, kämpfen sie für einen Tarifvertrag, der ihre Arbeitsbedingungen verbessert.

In unserer Veranstaltung berichten Kolleg*innen von TVStud Hamburg von ihren Erfahrungen beim Aufbau ihrer Initiative, an dessen Ende eine bundesweite Streikbewegung stand, an der sich hunderte studentische Beschäftigte beteiligten. Im Zentrum steht die Frage, was wir als studentisch Beschäftigte in Braunschweig, aber auch als Beschäftigte anderer Branchen, aus ihrem Kampf lernen können.

In Zusammenarbeit mit der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften Südost-Niedersachsen der TU Braunschweig.

Der Einlass erfolgt nach dem verschärften 2G+ Prinzip: Genesene und Geimpfte (auch Geboosterte) bringen bitte einen tagesaktuellen negativen Schnelltest mit und tragen während der Veranstaltung eine FFP2-Maske. Dankeschön!

Alles muss man selber machen

Veranstaltungsreihe zu Arbeitskampf und Selbstorganisierung

Ob im Gesundheitssektor, an der Hochschule, auf dem Feld oder bei der unbezahlten Care-Arbeit daheim: Strategien des Arbeitskampfes und der Selbstorganisierung sind und bleiben die mächtigste Waffe der Arbeiter*innen, um auf ihre eigenen Interessen aufmerksam zu machen und diese gegenüber der Kapitalseite durchzusetzen.
Streiks finden jedoch nicht immer dort statt, wo es zu Konflikten kommt. Gerade bei besonders prekären Beschäftigungsverhältnissen sind Arbeitskämpfe meist die Ausnahme. Neben dem sehr strikten deutschen Streikrecht spielen auch subjektive Faktoren eine wichtige Rolle beim andauernden Shutdown. Denn nicht selten wird die eigentlich gesellschaftliche Frage nach der möglichst kollektiven, nachhaltigen Gestaltung unserer Arbeits- und Lebensbedingungen zu einer individualisierten: Wer kann es sich überhaupt leisten, neben schlecht bezahlten Jobs und notwendiger Reproduktionsarbeit noch für eine andere (Arbeits-)Welt zu kämpfen?

Dennoch ist es unübersehbar, dass die Arbeitsbeziehungen in Deutschland zunehmend konfliktgeladener werden und einem starken Wandel unterliegen. Sozialpartnerschaftliche Lösungen auf Basis relativ verträglicher Tarifabschlüsse sind schon lange nicht mehr die Regel, stattdessen werden über Jahrzehnte hinweg erkämpfte Standards  nachhaltig untergraben. Die Folge dieser Ausweitung kapitalistischer Profitkriterien in nahezu allen Wirtschaftsbereichen sind etwa Reallohnverluste, Kettenbefristungen, Leiharbeit und Angriffe auf etablierte Formen der Mitbestimmung.

Die Vortragsreihe versucht sowohl diese Entwicklungen kritisch einzuordnen als auch einen Einblick in die Beschäftigungsverhältnisse und Streikpraxen aus verschiedenen Branchen und Lebensrealitäten zu geben. Gemeinsam soll nach den Vorträgen diskutiert werden, was für solidarische Formen der Selbstorganisierung aus bisherigen Kämpfen gelernt werden kann.

Parallel zu den vier spannenden Vortrags- und Diskussionsabenden im Februar und März findet zudem die donnerstägliche Nexus-Kneipe statt. Ideal also, um sich nach dem Input der Referent*innen in hitzigen Debatten mit einem Kaltgetränk der Wahl zu verlieren!

Der Einlass erfolgt nach dem 2G+ Prinzip: Genesene und Geimpfte (auch Geboosterte) bringen bitte einen tagesaktuellen negativen Schnelltest mit und tragen während der Veranstaltung eine FFP2-Maske. Dankeschön!

Do, 03.02.2022, 19:00 Uhr
“Studentischer Arbeitskampf”
von Laura Six und Marvin Hopp (TV Stud Hamburg)

Do, 24.02.2022, 19:00 Uhr
“Arbeitskampf im Gesundheitswesen”
von Bruno Gerkens (Gewerkschaftssekretär ver.di)

Do, 17.03.2022, 19:00 Uhr
“Situation rumänischer Wanderarbeiter:innen”
von Andrei Botorog

*UPDATE*

Do, 7.4.2022, 19:00 Uhr
“Wie proben wir den Aufstand aus der Küche, wenn wir das Haus nicht verlassen dürfen? Kämpfe um Reproduktion und Feministische Bewegungen in Zeiten der Pandemie zwischen Selbstsorge, Streik und Aufstand”
von Constanze Stutz (TU Dresden)

Alle Veranstaltungen finden im Nexus Braunschweig (Frankfurter Str. 253b) statt.